SPD Nürnberg blickt mit gemischten Gefühlen auf das neue Schuljahr
Am 14. September startet das neue Schuljahr. Für alle Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Familien, ist das jedes Jahr aufs Neue eine aufregende Zeit. Leider ist es schon das zweite Mal in Folge, dass das Schuljahr im Schatten der Pandemie beginnt. Es ist wohl unstrittig, dass das neue Schuljahr von einer prognostizierten vierten Welle geprägt sein wird. Doch sind die Schulen darauf auch ausreichend vorbereitet?
„Kinder unter zwölf sind die letzte Bevölkerungsgruppe, die nicht geimpft werden kann. Es liegt in unserer Verantwortung, sie mit allen zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu schützen. Der Ministerpräsident hatte mobile Luftfilter in jedem Klassenzimmer versprochen, die Kommunen aber mit unzureichender Förderung und vielen ungeklärten Fragen über Folgekosten, Rechtssicherheit und Art der Geräte allein gelassen“, kritisiert Martina Borgendale, Landesvorsitzende der GEW und Vorstandsmitglied der SPD Nürnberg.
„Wir stehen vor der gleichen Situation wie im letzten Winter. Es wird wieder kalt werden in den Klassenzimmern“, ergänzt die stellvertretende SPD-Vorsitzende, Kerstin Gardill. Das neue Schuljahr startet mit einer Maskenpflicht, auch am Platz, und der Vorgabe wieder alle 20 Minuten zu lüften. Dreimal wöchentlich werden die Schülerinnen und Schüler per Antigen-Schnelltest getestet. Geimpfte sind befreit von den Tests. Die von Ministerpräsident Söder versprochenen mobilen Luftfilter sind an den meisten Schulen Mangelware und die viel aussagekräftigeren PCR-Pooltests werden nur an den Grund- und Förderschulen eingesetzt. „Wo bleiben die wirkungsvollen Maßnahmen zum Schutze der Kinder und der Lehrkräfte? Nach eineinhalb Jahren Pandemie ist hier immer noch nichts passiert - das ist untragbar“, kritisiert Gardill.
Wie sollen sich unter diesen Umständen gerade diejenigen Kinder und Lehrkräfte schützen, die sich nicht impfen lassen können? Wird es im Winter wieder zu Schulschließungen kommen? Gerade bei Schülerinnen und Schülern unter 12 Jahren machen sich viele Eltern Sorgen, wie die kommenden Monate aussehen werden. Sollte es doch wieder zum Distanzunterricht kommen, fehlen nach wie vor häufig die digitalen Voraussetzungen. Noch immer wartet ein Großteil der Beschäftigten im Bildungsbereich auf Dienstgeräte, die mobiles Arbeiten datenschutzkonform ermöglichen. „Angesicht des Standes der Digitalisierung wird es auch in diesem Schuljahr kaum möglich sein, qualitativ hochwertigen Distanzunterricht zu gewährleisten“, mahnt die jugendpolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion, Claudia Arabackyj.
Abgesehen von den technischen Voraussetzungen, die an den meisten Schulen Bayerns mangelhaft sind, gibt es auch noch einen gravierenden Lehrermangel. Dieser beeinträchtigt vor allem die Abläufe an Grund-, Mittel- und Förderschulen. Viele Lehrkräfte sind durch die Pandemie und durch Stundenerhöhungen und die Einschränkung von Teilzeitmöglichkeiten an den betroffenen Schularten an ihr Limit gekommen. „Nach wie vor herrscht Lehrermangel in Bayern: Wir brauchen deshalb eine flexiblere und veränderte Lehrerausbildung. Das Kultusministerium hat das in den vergangenen Jahren verschlafen. Unser Bildungssystem ist marode und nicht mehr zeitgemäß. Die Schüler*innen, Lehrkräfte und Familien sind die Leidtragenden, weil sie Jahr für Jahr mehr unter den Versäumnissen des Ministeriums leiden müssen“, bemängelt die Stadträtin.